Die Untersuchung des deutsch-kroatischen Sprachkontakts bei der zweiten und dritten Generation von kroatischen Arbeitsmigranten in der Schweiz, basierend auf narrativen Interviews, zeigt eine komplexe Dynamik der Sprachentwicklung und -verwendung. Während die erste Generation von Migranten ihre kroatische Muttersprache in der Regel beibehält und Deutsch als Zweitsprache lernt, zeigt sich bei den nachfolgenden Generationen eine zunehmende Dominanz des Deutschen. Die narrative Methode ermöglicht es, die individuellen Sprachbiografien zu beleuchten und aufzuzeigen, wie der Sprachkontakt zwischen Kroatisch und Deutsch die Identitätsbildung beeinflusst. Bei der zweiten Generation, die häufig in einem zweisprachigen Umfeld aufwächst, zeigt sich eine Balance zwischen den beiden Sprachen. Diese Generation verwendet Kroatisch meist in familiären Kontexten, während Deutsch in der Schule und im beruflichen Umfeld dominiert. Die dritte Generation hingegen, die oft in einem stärker assimilierten Umfeld aufwächst, zeigt eine deutliche Verschiebung hin zum Deutschen, wobei Kroatisch oft nur rudimentär verwendet wird. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Sprachkontakt nicht nur eine Frage der Sprachkompetenz ist, sondern eng mit Fragen der Identität und Zugehörigkeit verbunden ist. Während die zweite Generation oft noch stark an ihrer kroatischen Herkunftskultur festhält, zeigt sich bei der dritten Generation eine stärkere Identifikation mit der schweizerischen Mehrheitsgesellschaft. Diese Entwicklung spiegelt die Herausforderungen und Chancen wider, die mit der Integration und dem Erhalt der kulturellen Wurzeln in einem multikulturellen Umfeld verbunden sind. Die narrativen Interviews unterstreichen dabei die Bedeutung von Sprache als identitätsstiftendes Element und verdeutlichen die vielfältigen Wege, auf denen Migrantengemeinschaften ihre sprachliche und kulturelle Identität weiterentwickeln.