Die Größe der literarischen Meisterwerke Franz Kafkas wird nach hundert Jahren seit ihrer Entstehung nicht mehr infrage gestellt. In dieser Zeit wurden zahlreiche Neuausgaben, Biografien und Analysen veröffentlicht, doch erst vor zwei Jahren wurde auch die Mehrzahl von Kafkas Zeichnungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nur wenige Studien wurden bisher über sie publiziert, da es noch immer schwer ist, dieses Opus aus kunsthistorischer Perspektive richtig zu bewerten. Auch diese Diplomarbeit wird sich diesem Thema nicht widmen, da das eine Aufgabe für andere Kunsthistoriker ist, dessen Erfahrung und Beschäftigung weit aus zutreffender sind. Diese Arbeit unternimmt lediglich einen Vergleich zwischen der Literatur und der Kunst Franz Kafkas, mit dem Ziel, Parallelen zwischen diesen Schaffungsprozessen zu ziehen und eine mögliche Identifikation der kafkaesken Atmosphäre in beiden Bereichen zu erkennen. Sie ist nämlich eines der wichtigsten Merkmale von Kafkas Literatur, das sogar in die Alltagssprache eingegangen ist. Um dieses Ziel zu erreichen, befasst sich die Arbeit mit verschiedenen Themenbereichen. Erstens werden Kafkas literarisches Schaffen sowie auch seine Stilzugehörigkeit unter die Lupe genommen. Thematisiert werden nicht nur seine Briefe und Tagebücher, in denen ein Großteil der Zeichnungen gefunden wurde, sondern auch seine Bezüge zur bildenden Kunst und die kafkaeske Atmosphäre. Danach wird ein Einblick in die künstlerischen Werke Kafkas geboten. Es wird zuerst ein Überblick über die Epoche gegeben, wonach auch ein Einblick in den Verlauf der Entstehung, Verheimlichung und Publikation der Zeichnungen folgen wird. Letztlich werden die Zeichnungen einzeln sowie auch im Zusammenhang mit dem engeren Kontext der Manuskripte und dem weiteren Kontext von Kafkas Prosa analysiert.