In dieser Diplomarbeit wurde der Zusammenhang zwischen Sprachkompetenz und moralischem Urteilen untersucht. Mithilfe eines Fragebogens, der moralischen Dilemmata thematisierte, wurden insgesamt 62 Teilnehmende befragt, wobei sie basierend auf ihrer Selbsteinschätzung in drei unterschiedliche Sprachkompetenzgruppen (A, B und C) unterteilt wurden. Der Fragebogen basierte auf moralischen Dilemmata, die in drei Kategorien unterteilt waren: "Alltagsmoral und soziale Normen", "Moralische Grauzonen" und "Schwerwiegende moralische Dilemmata". Die Hauptfragestellung bezog sich darauf, ob unterschiedliche Sprachkompetenzstufen zu variierenden moralischen Bewertungen führen. Die erzielten Ergebnisse waren aufschlussreich. Es zeigte sich, dass alle Gruppen in der Kategorie "Soziale Normen" tendenziell ähnliche Urteile abgaben. Es gab jedoch ausgeprägte Unterschiede zwischen den Gruppen A und B sowie B und C in den Kategorien "Moralische Grauzonen" und "Schwerwiegende moralische Dilemmata". Insbesondere zeigte Gruppe B eine größere Toleranz gegenüber bestimmten Vergehen im Vergleich zu den anderen Gruppen. Diese Unterschiede könnten durch die unterschiedlichen Grade der Sprachkompetenz, aber auch anderen Faktoren beeinflusst worden sein. Die Befunde haben weitreichende Implikationen. Sie legen nahe, dass die Fähigkeit, in einer bestimmten Sprache zu denken und zu kommunizieren, die Art und Weise beeinflussen kann, wie Individuen über komplexe moralische Fragen nachdenken. Die Studie betont die Rolle der Sprache bei der Formung unserer moralischen Überzeugungen und hebt die Notwendigkeit hervor, in zukünftigen Untersuchungen weitere Variablen wie Kultur, Alter und Geschlecht zu berücksichtigen.